„Nun ist aber Christus auferstanden von den Toten und der Erstling geworden unter denen, die da schlafen.“
1 Kor. 15,20
„… und die Erstlingsfrucht geworden unter denen, die da schlafen.“ (Nach der englischen Übersetzung.)
Die Tatsache der Auferstehung Christi ist außerordentlich gut bezeugt. Es war notwendig, daß sie über allen Streit erhaben sein sollte, da sie der Grund unseres heiligen Glauben ist. Es ist tröstlich, daran zu denken, daß das so ist; denn deshalb steht unser Grund so sicher. Unser Herr trug Sorge, sich nach seiner Auferstehung denen zu zeigen, die, weil sie Ihn vor seinem Tod gekannt hatten, imstande waren, für die Identität seiner Person einzustehen. Hätte Er sich nur Fremden gezeigt, die Ihn vorher nicht kannten, so hätten diese sagen können, daß sie einen Menschen sahen, aber sie hätten nicht bezeugen können, daß Er der sei, der begraben worden. Aber da Er sich Männern wie Thomas zeigte und ihnen befahl, ihre Finger in die Nägelmale zu legen und ihre Hand in seine Seite, gab Er den Menschen die vollständigsten Beweise von seiner Auferstehung und empfing von den kompetentesten Zeugen das sicherste Zeugnis, daß kein Betrug verübt worden war. „Fühlt mich und seht, ich bin es selber,“ war ein Anspruch auf Identität, der um so folgerichtiger war, weil Er sich an Männer richtete, die Ihn während der ganzen Periode seiner Tätigkeit aufs genaueste gekannt hatten. Die Zeugen waren Männer, die durch ihr Zeugnis nichts zu gewinnen hatten, aber alles zu verlieren. Es waren ungelehrte Männer, die ganz unfähig waren, einen Betrug zu erfinden oder zu verbreiten, und ihr Zeugnis wurde so klar dadurch bestätigt, daß, da der Leichnam Christi nicht mehr im Grabe war, es für nötig erachtet wurde, eine unmögliche Geschichte zu erfinden, um sein Verschwinden zu erklären. Die Augenzeugen waren gerade die rechten Männer, so wie weise Vorsicht sie jetzt auswählen würde, wenn wir ein solches Ereignis dem Glauben und der Geschichte der Zukunft zu überliefern hätten.
Unser Herr trug, um die Sache über allen Zweifel hinaus zu heben, Sorge, oft zu erscheinen und zahlreichen Gesellschaften. Unser Apostel gibt uns eine Aufzählung dieser Erscheinungen, von denen er gehört hatte: „Und daß Er gesehen ist von Kephas; danach von den Zwölfen; danach ist Er gesehen worden von mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen viele noch leben, viele aber auch schon gestorben sind. Danach ist Er von Jakobus gesehen worden; danach von allen Aposteln. Als letztem von allen ist Er auch von mir, als einer unzeitigen Geburt, gesehen worden.“ (1 Kor. 15, 5-8.) Die Berichte der Evangelisten lassen uns glauben, daß Christus nicht weniger als zwölfmal seinen Jüngern erschien; denn einige dieser Fälle, die der Apostel unter einer Bezeichnung anführt, mögen zwei oder drei Erscheinungen einschließen, wie z.B. „danach von den Zwölfen“ mag seine zwei Besuche bei den Aposteln meinen; denn, wie ihr euch erinnert, erschien Er ihnen zuerst, als Thomas abwesend war, und nachher, als Thomas anwesend war.
So klar ist das Zeugnis für Christi Auferstehung, daß, als Gilbert West - ein berühmter Ungläubiger - diesen Gegenstand zum Angriffspunkt auserwählte und sich niedersetzte, um die Beweise zu prüfen und über die ganze Sache nachzuforschen, er, trotz seiner Vorurteile, doch so stutzig wurde über die reichlichen Beweise für die Wahrheit dieser Tatsache, daß er bekehrt wurde und für künftige Geschlechter eine sehr wertvolle Abhandlung hinterlassen hat mit dem Titel: „Bemerkungen über die Auferstehung Christi.“ Er stellte am Anfang gewisse Gesetze über Beweisurkunden auf und ging dann ans Werk, als wäre er ein Rechtsanwalt, der das Für und Wider in einem Rechtsstreit prüft; und die Grundlehre unseres Glaubens schien ihm so klar, daß er seinen Unglauben aufgab und ein Bekenner des Christentums wurde.
Fällt es euch nicht auf, daß sehr viele Ereignisse der größten Wichtigkeit, die in der Geschichte erzählt und allgemein geglaubt werden, der Natur der Sache nach nicht von zehn Prozent von Zeugen bezeugt wird wie die Auferstehung Christi? Die Unterzeichnung berühmter Verträge, die das Wohl von Völkern betrafen - die Geburt von Prinzen - die Bemerkungen von Kabinettministern - die Pläne von Verschwörern - und die Taten von Meuchelmördern. Diese und andere ähnliche Ereignisse sind zu Wendepunkten in der Geschichte gemacht worden, wurden nie als Tatsachen in Frage gestellt, und doch können nur wenige zugegen gewesen sein, die sie bezeugten. Wenn die Tatsache von der Auferstehung Christi geleugnet werden soll, so hat es ein Ende mit allem Zeugnis, und wir haben mit Überlegung gesagt, was David in Hast sprach: „Alle Menschen sind Lügner;“ und von diesem Tag an muß jeder Mensch seines Nächsten Wort so bezweifeln, daß er niemals etwas glaubt, was er nicht selbst sah; der nächste Schritt wird sein, das Zeugnis seiner eigenen Sinne zu bezweifeln; in was für weitere Tollheiten die Menschen sich dann stürzen werden, will ich nicht wagen, vorherzusagen. Wir glauben, daß die bestbezeugte Tatsache in der ganzen Weltgeschichte die Auferstehung Christi ist. Historische Zweifel an dem Dasein Napoleon Bonapartes oder der Ermordung Julius Cäsars oder der Normannischen Eroberung sind genauso vernünftig wie Zweifel an der Auferstehung des Herrn Jesus. Keines dieser Ereignisse hat solche Zeugen wie die, die von dem Herrn zeugen. Zeugen, die offenbar aufrichtig waren, weil sie für ihr Zeugnis litten, und die meisten von ihnen starben eines schimpflichen und schmerzlichen Todes wegen ihres Glaubens. Wir haben mehr und besseres Zeugnis für diese Tatsache als für irgend etwas, was in der heiligen oder profanen Geschichte geschrieben steht. O! wie sollten wir uns freuen, wir, die wir unser Heil ganz an Christus hängen, daß es über jeden Zweifel festgestellt ist, daß „Christus auferstanden ist von den Toten.“
Aber ihr könnt gleich zu Beginn fragen: „Wie kommt es, daß die Auferstehung Christi von so großer Wichtigkeit ist?“ Auf ihr, haben wir gesagt, ruht das ganze Christentum; denn: „Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsere Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich; so seid ihr noch in euren Sünden.“ (1 Kor. 15,14.17.) Die Gottheit Christi findet ihren sichersten Beweis in seiner Auferstehung, da der Apostel in Röm. 1,4 sagt: Christus sei „als Sohn Gottes durch den Geist, der heiligt, bestätigt, seit Seiner Auferstehung von den Toten.“
Es würde nicht unvernünftig sein, an seiner Gottheit zu zweifeln, wenn Er nicht auferstanden wäre. Darüber hinaus hängt Christi Herrschaft von seiner Auferstehung ab, denn die Schrift erklärt: „Dazu ist Christus auch gestorben und auferstanden und wieder lebendig geworden, daß Er über Tote und Lebendige Herr sei.“ (Röm. 14,9.) Auch unsere Rechtfertigung, dieser köstliche Segen des Bundes, hängt von Christi Auferstehung ab. „Er wurde wegen unserer Sünde dahingegeben, und um unserer Gerechtigkeit willen wurde er auferweckt.“ (Röm. 4, 25.)
Nein, mehr noch, sogar unsere Wiedergeburt hängt von seiner Auferstehung ab, denn Petrus, der durch den Heiligen Geist spricht, ruft aus: „Gelobt sei Gott und der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit zu einer lebendigen Hoffnung wiedergeboren hat durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.“ (1 Pet. 1, 3.) Und sicher beruht unsere kommende Auferstehung darauf; denn „So nun der Geist dessen, der Jesus von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt; so wird auch der, der Christus von den Toten auferweckt hat, eure sterblichen Leiber lebendig machen, weil sein Geist in euch wohnt.“ (Röm. 8, 11.) Wenn Christus nicht auferstanden ist, dann werden wir nicht auferstehen; aber wenn Er auferstanden ist, so sind die, die in Christus schlafen, nicht umgekommen, sondern sollen in ihrem Fleisch Gott schauen.
Es würde nicht schwierig sein, diese Aufzählung noch weiter fortzuführen. Die Sache ist die, daß der Silberfaden der Auferstehung durch alle Segnungen läuft von der Wiedergeburt weiter bis zur ewigen Herrlichkeit und sie alle zusammenbindet.
Es ist Zeit, weiterzugehen und tiefer in den Text einzudringen. „Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten, und der Erstling geworden unter denen, die da schlafen.“
Laßt mich eure Aufmerksamkeit zuerst auf die Bilder lenken, die hier von dem Tod der Heiligen gegeben werden. Dann wollen wir das Verhältnis, das zwischen der Auferstehung Christi und der Auferstehung der Heiligen besteht, betrachten; und ehe wir den Gegenstand verlassen, werden wir einige praktische Erwägungen anregen, die aus der uns vorliegenden Lehre entspringen.
I.
Zuerst also gibt der Text eine Ansicht des Todes, die in der Schrift normal ist, aber unter uns nicht genügend angenommen wird. Der Text gibt zwei Ansichten vom Tod. Der Tod wird hier mit einem Schlaf verglichen. „Der Erstling geworden unter denen, die da schlafen;“ aber außerdem werdet ihr deutlich wahrnehmen, daß er auch einem Säen verglichen wird; denn Christus wird hier als die Erstlingsfrucht dargestellt. Nun, wenn eine Ernte da ist, so muß ein Säen dagewesen sein. Wenn die Auferstehung Christi die erste Frucht ist, dann muß die Auferstehung der Erwählten als eine Ernte betrachtet werden, und der Tod wird deshalb sinnbildlich als ein Säen dargestellt.
1. Zuerst also haben wir das Bild vor uns, das so häufig in der Schrift gebraucht wird von dem Tod als einem Schlaf. Wir müssen keinen Irrtum begehen, indem wir uns einbilden, daß die Seele schläft. Diese Ketzerei wurde einst von einer großen Anzahl Personen angenommen; sie ist längst verworfen als unvereinbar mit natürlicher und mit geoffenbarter Religion. Die Seele wird keiner Reinigung durch das Fegefeuer und keinem vorbereitenden Schlummer im Limbus der Väter unterworfen; ohne Zweifel ist: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein,“ das, was Christus jedem sterbenden Heiligen zuflüstert. Sie schlafen in Jesus, aber ihre Seelen schlafen nicht; sie sind vor dem Throne Gottes, preisen Ihn Tag und Nacht in seinem Tempel - singen Ihm Halleluja, der sie von ihren Sünden mit seinem Blut gewaschen hat. Es ist der Leib, der in seinem einsamen Bett von Erde schläft unter der Decke von Gras, mit dem feuchten Lehm als Kopfkissen.
Aber was ist dieser Schlaf? Wir alle wissen, daß die erste Vorstellung, die mit Schlaf verbunden wird, die der Ruhe ist; das ist zweifelsfrei gerade der Gedanke, den der Geist uns vermitteln wollte. Die Augen des Schlafenden schmerzen nicht mehr vom grellen Licht oder vom Strom der Tränen; seine Ohren werden nicht mehr geplagt von dem Lärm des Streites oder dem Murren des Leidens; seine Hand ist nicht mehr geschwächt durch lange andauernde Anstrengung und schmerzliche Müdigkeit; seine Füße sind nicht mehr wund vom Hin- und Herwandern auf rauher Straße; dort ist Ruhe für den schmerzenden Kopf, für überanstrengte Muskeln, überreizte Nerven, schlaffe Gelenke, keuchende Lungen und schwere Herzen in der süßen Stille des Schlafes. Auf jenem Lager, wie hart es auch ist, schüttelt der Arbeiter seine Mühe ab, der Kaufmann seine Sorge, der Denker seine Schwierigkeiten und der Leidende seine Schmerzen. Der Schlaf macht jede Nacht zu einem Sabbat für den Tag. Der Schlaf schließt die Tür der Seele zu und läßt alle Eindringlinge eine Weile warten, damit das königliche Leben drinnen in seinen Sommergarten der Ruhe eingehen kann. Von dem Schweiß seines Angesichtes wird der Mensch durch den Schlaf befreit, und die Dornen und Disteln hören auf, sein Fleisch zu zerreißen.
So ist es mit dem Leibe, während er im Grabe schläft. Die Müden sind in Ruhe; der Knecht ist ebenso ruhig wie sein Herr. Der Galeerensklave führt nicht mehr das Ruder, der Neger vergißt die Peitsche. Nun lehnt sich der Arbeiter nicht mehr auf seinen Spaten, nun stützt der Denker nicht mehr das sinnende Haupt. Das Rad steht still, das Weberschiffchen ist nicht mehr in Bewegung, die Hand, die es drehte und die Finger, die es lenkten, sind auch ruhig. Der Leib und alle seine Glieder finden, daß das Grab ein Lager von hinreichender Länge und Breite ist. Der Sarg schließt alle Störung, Arbeit oder Anstrengung aus. Der abgearbeitete Gläubige schläft ruhig, wie das Kind, das von seinem Spiel ermüdet ist, wenn es die Augen schließt und an seiner Mutter Brust entschlummert. O! glücklich sind die, die „in dem Herrn sterben; sie ruhen von ihrer Arbeit und ihre Werke folgen ihnen nach.“
Wir wollen nicht schwere Arbeit scheuen, denn obwohl in sich selbst ein Fluch, so ist sie doch, wenn sie geheiligt ist, ein Segen; aber Arbeit um der Arbeit willen würden wir nicht wählen, und wenn Gottes Werk getan ist, sind wir froh, zu denken, daß unser Werk auch getan ist. Der mächtige Herr der Ernte wird, wenn wir unsern Tag erfüllt haben, seine Knechte ruhen heißen auf dem besten der Betten, denn die Schollen des Tales werden ihnen sanft sein. (Hiob 21, 33.) Ihre Ruhe soll nie unterbrochen werden, bis Er sie aufweckt, um ihnen ihren vollen Lohn zu geben.
Darüber hinaus sehen wir den Schlaf als eine Zeit des Vergessens an, und auch darin bildet er den Tod ab. „Ihr Gedächtnis und ihre Liebe sind verloren;“ sie „kennen nicht und sind nicht gekannt.“ Ihre Söhne kommen zu Ehren, und sie wissen es nicht; oder ihr Same artet aus, aber es verursacht ihnen keinen Kummer. Laßt Armeen über ihre Gräber marschieren - ihr Fußtritt wird sie nicht mehr stören als das Kriechen eines Wurms; laßt das Gewölbe des Himmels von den flammenden Blitzen Gottes erleuchtet werden, laßt die Erde beben bei der furchtbaren Stimme des Donners, laßt die Zedern zerbrochen, die Felsen zertrümmert werden, laßt das Meer toben und was in ihm ist; dort, unter ihren grünen Hügeln schlummern sie so friedlich, als wäre es ein milder Sommerabend, wo das Summen einer Biene oder das Flattern einer Fliege die einzigen Laute sind.
Der Toten mag von ihren Verwandten gedacht werden, aber sie selber denken nicht mehr. Sie haben die Freuden und die Leiden vergessen, den Frieden und den Streit, die Niederlagen und die Siege der Zeit. Die Seele vergißt nicht, und wir haben keine Ursache, zu glauben, daß die Verklärten nicht wissen, was auf der Erde geschieht. Wir haben weit mehr Beweise, daß sie „erkennen, gleichwie sie erkannt sind,“ daß sie immer noch Gemeinschaft mit der lebendigen Gemeinde auf Erden haben, und daß die triumphierende Gemeinde nicht von der streitenden Gemeinde getrennt ist, was die Kenntnis anlangt; aber was ihre Körper betrifft, was kennen ihre Körper? Was versteht der menschliche Organismus nun? Nehmt den Schädel auf; seht, ob irgendein Gedächtnis da ist. Blickt auf den Platz, wo einst das Herz war, und seht, ob noch irgendeine Spur von Gefühl da ist. Versucht, irgendwelche lebendige Kohlen unter jenem Aschenhaufen zu entdecken, ein Herz, das noch vor Freude bebt, oder ein Auge, das feucht vom Schmerz ist.
Aber noch eins: Der Schlaf hat seinen Zweck und sein Ziel. Wir schließen nicht ohne Absicht unsere Augen und öffnen sie nicht ohne Gewinn. Der alte Kessel der Medea hat seine volle Bedeutung im Schlaf. In den alten Überlieferungen lesen wir, daß Medea, die Zauberin, die Glieder alter Menschen in ihren Kessel warf, damit sie jung wieder herauskämen. Der Schlaf tut dies auf seine Weise.
Wir sind oft alt genug nach Stunden des Nachdenkens und der Arbeit, aber wir schlafen und wir wachen erfrischt auf, als wenn wir ein neues Leben begönnen. Die Sonne beginnt einen neuen Tag, wenn sie aus dem östlichen Meer aufsteigt; und wir beginnen ein neues Leben in erneuerter Kraft, wenn wir von dem Lager der stillen Ruhe aufstehen. „Der Müden süße Stärkung, balsamischer Schlaf.“
Nun, genau so ist die Wirkung des Besuches, den der Leib seinem Grab abstattet. Die Gerechten werden ganz müde und matt in ihre Gräber gelegt; aber so werden sie nicht auferstehen. Sie gehen hinein mit der gefurchten Stirn, der hohlen Wange, der runzligen Haut; sie werden aufwachen in Schönheit und Herrlichkeit. Der alte Mann schwankt dahin, auf seinen Stab gelehnt; der Gelähmte kommt dahin und zittert den ganzen Weg entlang; der Hinkende, der Verdorrte, der Blinde reisen in trauriger Pilgerschaft zu dem gemeinsamen Schlafsaal; aber sie werden nicht gebeugt vor Alter, mißgestaltet oder krank auferstehen, sondern stark, kräftig, aktiv, herrlich, unsterblich. Der verschrumpelte Same, so ganz ohne Gestalt und Schönheit, soll aus dem Staub als schöne Blume auferstehen. Ein grüner Halm, ganz frisch und jung, soll aufsprießen, wo vorher das trockene, welke Korn war.
Die heiligen Märtyrer sagten ganz richtig, wenn ihre Glieder abgerissen wurden: „Wir geben freudig diese Glieder dem Gott zurück, der sie uns gab.“ Unsere Glieder sind nicht unser, damit wir sie behalten oder verlieren könnten, keine Marter kann sie uns wirklich rauben; denn wenn wir nach dem Bild Christi erwachen, so wird es nicht lahm oder hinkend sein, sondern voll Kraft und Stärke und schöner als die irdischen Menschenkinder. Der Winter des Grabes wird bald dem Frühling der Auferstehung und dem Sommer der Herrlichkeit weichen. Gesegnet ist der Tod, da er allen Zwecken der Arznei für diese sterbliche Hülle entspricht und durch die göttliche Kraft die aussätzigen Fleischlappen von uns nimmt, um uns in das Hochzeitsgewand der Unverweslichkeit zu kleiden.
Eine Bemerkung muß unserer Beachtung nicht entgehen - dies ist kein Schlummer mit Träumen. Der Schlaf einiger Menschen ist mehr ermüdend als erfrischend. Ungebetene Gedanken stehlen das Lager unter ihnen weg und werfen sie auf die Folter. Die unfreiwillige Tätigkeit der Seele hält uns manchmal davon ab, Ruhe im Schlaf zu finden. Aber so ist es nicht mit den teuren Abgeschiedenen. In diesen Schlaf des Todes können keine Träume kommen; sie fühlen auch keinen Schrecken, wenn sie sich für dieses letzte Bett entkleiden, denn keine Phantome, Visionen oder nächtliche Schrecken sollen ihren Frieden stören. Ihre Körper ruhen im tiefsten Schlummer. Es ist Schlaf in der Tat, so wie der Herr ihn gibt, „denn Er gibt seinen Freunden Schlaf.“
Ebensowenig sollten wir ihn als einen hoffnungslosen Schlaf betrachten. Wir haben Personen schlafen sehen, die durch lange Krankheit ausgemergelt waren, und haben gesagt: „Dieses Auge wird sich nie wieder öffnen; er wird sich aus der Zeit in die Ewigkeit hineinschlafen;“ wir haben gefühlt, daß der Schlaf das Vorspiel zu dem ewigen Schlummer war und wahrscheinlich in diesen übergehen würde. Aber es ist hier nicht so. Sie schlafen einen gesunden Schlaf, der nicht durch einen todbringenden Trank oder durch eine grausame Krankheit über sie geworfen ist, sie schlafen, um zu erwachen und nicht den zweiten Tod zu sterben. Sie schlafen, um zu erwachen - in freudiger Gemeinschaft zu erwachen, wenn der Erlöser am letzten Tag auf der Erde steht. Schlaft fort also, ihr Diener des Herrn, denn wenn ihr schlaft, so wird es besser mit euch.
Liebe Freunde, sollte nicht diese Ansicht vom Tod als einem Schlaf uns abhalten, ihn in einem so abstoßenden Lichte zu betrachten? Ich weiß, wir lieben es nicht, Leichen anzusehen; wir haben Angst, sie zu berühren; einige törichte Personen mögen nicht in demselben Haus mit einem Leichnam sein, wenigstens nicht allein oder nachts. Es ist Grauen verbunden mit den Ruinen unseres irdischen Hauses. Fühltet ihr je Grauen vor einem schlafenden Kind? Fühlt ihr irgendeine Art von Furcht vor eurer schlafenden Mutter oder eurem schlummernden Gatten oder Gattin? Habt ihr es je als etwas Schreckliches gefühlt, den Vorhang vor jenem kleinen Bettchen zurückzuziehen und auf das liebliche, junge Gesicht zu blicken, wenn die Augen in glücklichem Schlaf geschlossen waren? O, weshalb solltest du es denn für schrecklich halten, auf die Stirn des schlafenden Gläubigen zu blicken? Sicher, es sind die Merkmale der Verwesung da, die der Natur nicht angenehm sind; aber sind sie nicht die Fußstapfen des zurückweichenden Feindes und Zeichen, daß das Verwesliche vergeht, um Raum für das Unverwesliche zu machen? Bezeugen nicht gerade diese Merkmale, die die Form verunstalten, daß das zerrissene, vom Rauch geschwärzte Zelt Kedars abgebrochen wird, damit die Vorhänge Salomos an seiner Stelle glänzen mögen und die Seele darin wie in einem schönen Zelt wohnen? O, blickt nicht auf die Abgeschiedenen, als wären sie tot, sondern sprecht von ihnen, wie Christus von seinem Freunde: „Lazarus, unser Freund, schläft;“ laßt die Ohren eures Glaubens den Meister sagen hören: „Ich gehe hin, damit ich ihn auferwecke.“ Laßt euch das Grab nicht grauenhafter scheinen als euer Schlafzimmer.
Laßt in keinem Falle eine solche Ansicht über den Tod der Erlösten da sein, daß ihr sie wieder zurückwünscht. Wollt ihr wünschen, wenn euer Freund lange in quälendem Schmerz lag und zuletzt in Schlaf fällt, ihn in seinem Bett zu rütteln, ihn aufzuwecken, um ihm eine dumme Geschichte zu erzählen? Nein, ihr habt stundenlang gewacht und gesagt: „O, daß er ein wenig Schlaf haben könnte! Arzt, kannst du nicht diesem armen, gemarterten Körper etwas Schlaf geben?“ Und zuletzt habt ihr gesagt: „Gott sei Dank, seine Augenlider sinken; sprecht leise; geht sanft, er schläft!“ Und ihr habt fast Angst gehabt, euren Fuß auf den Fußboden zu setzen, damit ihr nicht den Schlaf unterbrecht. Und nach all dem Schmerz, dem Leiden, der Versuchung und der Prüfung eurer Freunde, wünscht ihr sie aufzuwecken? Eher, denke ich, sagt ihr: „Ich beschwöre euch, ihr Töchter Jerusalems, daß ihr ihn nicht regt oder aufweckt, bis es Jesus gefällt; laßt ihn schlafen, solange die Nacht währt; und dann wird er durch die Posaune des Erzengels und die Stimme Gottes am Morgen erwachen, wenn die Sonne über der Erde aufgegangen ist“.
2. Der Text gewährt uns aber noch ein zweites Bild. Der Tod wird mit einem Säen verglichen. Die schwarze Erde ist gepflügt; trocken aussehende Samen werden in einen Korb getan, der Landmann geht aus und streut mit beiden Händen rechts und links seine Handvoll Samen aus. Wohin sind die Körner gefallen? Sie sind in die Spalten der Erde gegangen. Die Schollen werden bald hineingeeggt werden, und sie werden verschwinden.
So ist es mit uns. Unsre Körper sind wie jene trockenen Weizenkörner. Es ist nicht viel Schönes in einem Weizenkorn und auch nicht in unsern Körpern. In der Tat, Paulus nennt sie: „Diese schändlichen Leiber.“ Der Tod kommt: wir nennen ihn einen Schnitter - merkt euch, ich nenne ihn einen Sämann - und er nimmt diese unsere Leiber und sät sie überall in die Erde. Geht auf den Kirchhof und seht sein Feld; beachtet, wie dicht er seine Furchen besät hat! Wie nahe hat er die Reihen aneinander gezogen! Was für schmale Streifen hat er an dem Ende ungepflügt gelassen! Wir sagen: sie sind da begraben; ich sage: sie sind gesät. Sie sind tot, sagen wir; nein, sage ich, sie sind in die Erde gelegt - aber sie sollen nicht für immer da bleiben. In einem gewissen Sinn sind diese heiligen Leiber der Gerechten tot; „denn das, was du säst, wird nicht lebendig, es sei denn, es stürbe,“ aber es ist kein Tod zum Tod, sondern eher ein Tod, der zum Leben führt.
Jener vermodernde Leib ist nicht mehr tot als jener verwesende Same, den du gerade in sein Erdenbett gesät hast, er wird bald wieder aufsprießen und du sollst eine Ernte sehen. Wir verlieren die aus dem Auge, die von uns gegangen sind, denn es muß ein Begräbnis da sein, wie könnte sonst der Same wachsen? Sicher, es ist niemals ein angenehmer Ton, dieses Rasseln der Erde auf dem Sargdeckel: „Erde zu Erde, Staub zu Staub, Asche zu Asche,“ ebensowenig würde es für den Landmann etwas sehr Angenehmes sein, das Korn in die dumpfe, kalte Erde zu legen; doch ich glaube, kein Landmann weint, wenn er seinen Samen sät. Wir haben nicht die Säer stöhnen und seufzen hören, wenn sie ihre Körbe mit Saatkorn ausstreuen; wir haben sie vielmehr ein fröhliches Lied singen hören und gehört, daß sie schon im voraus die Freude der Schnitter fühlten, wenn sie die Furchen entlanggingen. Habt ihr sie in Schwarz gekleidet gesehen oder die düsteren Trauerkleider tragen, während sie die braunen Furchen der fruchtbaren Erde entlang gehen? Wir räumen ein, daß es an sich nichts Weises oder Fröhliches wäre, das köstliche Korn unter toten Erdschollen zu begraben, aber im Licht der Ernte gesehen, wegen der ein Begräbnis da sein muß und danach Fäulnis und Verwesung, da verlieren diese alle Spuren der Trauer und werden Propheten der Freude.
Der Leib muß die Speise der Würmer werden; er muß in seine früheren Elemente aufgelöst werden, denn „du bist Erde und sollst zur Erde werden,“ aber dies ist nicht mehr unser Schmerz, denn sie werden „in Christus alle lebendig gemacht werden.“ Wir wollen nicht einmal trauern wegen des Geruchs und der Verwesung des Todes. Der Lebenskeim im Weizenkorn muß beginnen, von der Nahrung zu zehren, die für ihn aufbewahrt ist, eine Art Verwesung muß stattfinden; aber ich glaube, kein Landmann weint je, weil der Same, den er in die Erde legte, aufgeschwollen ist und seine frühere Form und Gestalt verloren hat. Er trauert nicht, wenn ihm gesagt wird, daß der Same, den er in den Boden senkte, den Tod erleidet, der für sein künftiges Wachsen nötig ist, sondern er freut sich in geduldiger Hoffnung. Warum denn, ihr Würmer, solltet ihr mich zum Weinen zwingen? Und warum, Verwesung, solltest du mich seufzen machen? Eher will ich euch meine Brüder und meine Mutter nennen, denn euer freundliches Dunkel ist nur ein Teil des Weges zur Unsterblichkeit.
Nach dem Säen der Verwesung kommt ein Aufsprießen, und der Landmann bemerkt in ein paar Wochen den kleinen, grünen Halm, den Sohn des begrabenen Lebens. So ist es auch mit den Toten. Bald (und wie bald wissen wir nicht), soll das Aufsprießen kommen. Wir werden so sehen, daß sie nicht verloren waren, sondern nur dem Grab übergeben in Bereitschaft für „die Erlösung“; hingelegt, damit unsere Seelen sie, wenn wir wieder mit ihnen vereinigt sind, in einer besseren und edleren Form erhalten. Liebe Freunde, wenn der Tod das ist, wenn er nur ein Säen ist, so laßt es vorbei sein mit allem glaubenslosen, hoffnungslosen, gedankenlosen Schmerz. „Die Kornkammer ist leer“, sagt der Landmann. Ja, aber er seufzt nicht darüber; denn der Same ist in den Boden gelegt, damit die Kornkammer wieder gefüllt werde. „Unser Familienkreis ist zerbrochen,“ sagst du. Ja, aber nur zerbrochen, damit er wieder neu gebildet wird. Du hast einen lieben Freund verloren: ja, aber diesen Freund hast du nur verloren, damit du ihn wiederfindest und mehr findest, als du verloren hast. Sie sind nicht verloren; sie sind gesät. Und wie „Licht gesät wird für die Gerechten,“ so sind die Gerechten für das Licht gesät.
II.
Wir wollen nicht länger bei diesem Punkt verweilen, sondern euch rasch zum zweiten tragen, nämlich der Verbindung zwischen der Auferstehung Christi und der Auferstehung der Gläubigen. Der Text sagt uns, daß Christus „die Erstlingsfrucht ist unter denen, die da schlafen.“ Einige Christen freuen sich sehr in der Hoffnung, daß sie noch „leben und überbleiben“ können bei dem Kommen Christi und so niemals sterben. Ich bekenne, ich freue mich sehr in der Hoffnung, daß Christus kommen wird, aber die Aussicht, niemals zu sterben, hat gar keinen Reiz für mich, denn mir scheint, die, die niemals sterben, verlieren ein großes Vorrecht; wenigstens scheint es unserem Verstehen so, denn Christus ist „die Erstlingsfrucht unter denen, die da schlafen.“ O, dann ist es etwas Gesegnetes, zu schlafen, damit Christus zu uns in dem Verhältnis der Erstlingsfrucht stehen möge. Die, die niemals sterben, können kaum soviel Gemeinschaft mit Christus in seinem Tod kennen wie die, die in Jesus entschlafen sind. Während ihr und ich, die den Nadelstich des Todespfeiles fühlen, imstande sein werden, in der Ewigkeit zu sagen: „Auch ich ging durch das Grab hindurch. Er war mit mir, als ich durch das Tal des Todesschattens ging; ich lernte in meiner eigenen Person einen Tod und auch eine Auferstehung kennen, die ihr, die ihr niemals starbt, nur vom Hörensagen und Erzählen kennt.“ O, glücklich die, die sterben. Die, die leben und überbleiben, sollen ihnen nicht in irgendeinem Vorrecht oder einer Ehre zuvorkommen.
Aber was wird darunter verstanden, daß Christus die „Erstlingsfrucht“ ist? Ihr werdet euch erinnern, daß es ein Fest der Juden gab, das das Fest der Erstlinge genannt wurde, wenn die erste Garbe der Ernte gebracht wurde als ein Zeichen des Ganzen und zuerst zum Himmel emporgehoben wurde als ein Hebeopfer und dann hin- und hergewoben als ein Webeopfer und so Gott geweiht wurde als Zeichen der Dankbarkeit der Ackersleute für die Ernte, die der Herr gegeben hatte. Nun, das geschah am ersten Tage der Woche. Ihr werdet euch erinnern, daß das Passah zuerst gefeiert wurde; dann kam ein Sabbat; nach diesem kam dann das Fest der Erstlinge. So starb Christus am Passahtag; Er, als das geschlachtete Lamm Gottes, als Gottes Passahlamm, starb genau zur Passahzeit; am nächsten Tag war die Sabbatsruhe: Christi Leib blieb deshalb im Grab; dann früh am Morgen des ersten Tages, ehe es noch hell war, während die Sonne über der Erde aufging, stand Jesus auf - am Morgen des Festes der Erstlinge; und so wird Er geoffenbart als die gesegnete Webgarbe, die der ganzen Ernte vorangeht und sie weiht.
Aber der ununterrichtete Gläubige bittet mich, dies genauer zu erklären. Geliebte, erinnert euch, daß Christus der erste war, der von den Toten auferstand. Ihr werdet mir Henoch und Elia nennen. Wir antworten, daß sie niemals starben, sondern weggenommen wurden, damit sie nie den Tod sehen sollten. Ihr werdet mich an den Sohn der Witwe erinnern, den Elia erweckte, und den Jüngling, der von Elisa wieder ins Leben gerufen wurde. Ja, aber diese Fälle gehören nicht zur Sache. Sie wurden erweckt, aber sie starben wieder. Alle Beispiele im Alten Testament sind nur zeitweilige Wiederherstellungen, auch die im Neuen Testament. In keinem Fall, außer dem des Lazarus, war einer von ihnen schon begraben, so daß keiner von ihnen aus dem Grab kam; und selbst Lazarus wurde nur lebendig, um wieder zu sterben; er hatte einen Urlaub vom Grab; aber nach Ablauf der festgesetzten Zeit wurde sein Leib dem verordneten Hüter übergeben.
Christus war der erste, der wirklich auferstand, um nicht mehr zu sterben. Er führt den Vortrab durch den dunklen Engpaß, und sein Antlitz grüßt zuerst das Licht der Gefilde des Himmels jenseits des Dunkels. Menschen bewundern den Mann, der zuerst ein neues Land entdeckt. Der Name des Kolumbus ertönt in den Ohren der Jahrhunderte, weil er zuerst über das stürmische Meer fuhr, eine andere Welt zu gewinnen. O, dann singt es in Liedern, laßt es mit Posaunenton erschallen bis an die Enden der Erde - Christus ist der erste, der aus dem Rachen des Todes wiederkehrte, um von Unsterblichkeit und Licht zu zeugen.
Er ist auch der erste der Ursache nach; denn wenn Er aus dem Grab zurückkommt, bringt Er alle seine Nachfolger hinter sich in einem glorreichen Zug. Wir lesen in der alten Mythologie von Herkules, daß er in den Hades hinabstieg und seinen Freund heraufbrachte. Nun, Christus ging dorthin und gab dem Zerberus keinen Brocken, sondern schlug ihm den Kopf ab. Wie eine Sonne leuchtete Er plötzlich auf über der Nacht des Todes und zerstreute seine Finsternis. Wie Simson in Gaza hob Er die Tore des Todes auf und trug die Riegel des Grabes fort. Wie David befreite Er seine Herde aus dem Rachen des Löwen, nahm das Ungeheuer beim Bart und erschlug es. Wie Abraham kehrte Er triumphierend aus der Schlacht der Könige zurück. Wie Moses führte Er Israel aus dem Haus der Knechtschaft. Mit zehntausend mal zehntausend kam Er heraus mit hoher Hand und ausgestrecktem Arm. Wer ist der, der heraufkommt aus dem Land der Finsternis - von den Toren des Grabes? Wer ist der, der hinter sich den grimmigen Fürsten der Reiche des Todesschattens gefangen führt? Wer ist der, so stark, so mächtig, daß diamantene Mauern vor Ihm fallen und eherne Pforten zerbrechen? Er ist es! Er ist es! Es ist derselbe Sieger, der erst von Edom kam, mit rötlichen Kleidern von Bazra. Dem Sieg am Kreuze folgt ein Sieg in dem Grab. Er, der den Himmel für die Erde gewann, als Er starb, gewann den Himmel für die Toten, als Er ins Grab hinunterstieg. Laßt sein Lob erschallen; verkündet seine Siege; laßt den Himmel selber mit einstimmen; Er hat „das Gefängnis gefangen geführt,“ dem Grab die Beute abgenommen, und dem Tod seinen Stachel geraubt. Er ist der Tod des Todes und die Zerstörung der Hölle.
Aber dann weiter, Er ist der erste als Bürgschaft. Die Erstlingsfrucht war eine Bürgschaft der Ernte. „Woher, o Ackersmann, hast du jene Garbe gebracht?“ „Ich sammelte sie,“ antwortet er, „von den Feldern voll wallenden Korns.“ „Es ist wahr,“ sagt der Priester, „die Ernte ist reichlich dieses Jahr, und voll und vielfältig sind die Ähren, denn diese Garbe legt ein gutes Zeugnis ab. Woher, o göttliche Macht, bringst Du diese glorreiche Garbe, diesen Leib unseres Herrn, so glänzend und herrlich?“ Woher bringst Du Ihn, o Geist des Herrn? Ist eine Ernte da von vielen solchen Garben wie diese? „Ah, sicher,“ spricht der Lehrer, „dies ist nur eine unter vielen, der Erstgeborene unter vielen Brüdern.“ Wir wissen sehr wohl, daß eine herrliche Ernte von Auferstehungsgestalten und unsterblichen Leibern da sein muß, weil Jesus Christus, in Unsterblichkeit und Licht gekleidet, unter den Menschenkindern als Bürgschaft für alle anderen wandelt.
Er war auch die Erstlingsfrucht, nicht nur als eine Bürgschaft, sondern als der Vertreter des Ganzen. Wenn die Erstlingsgarbe vor Gott gewebt wurde, so wurde das gesehen, als wenn die ganze Ernte in das Heiligtum gebracht wäre; sie war ganz gewidmet, ganz geweiht von dieser Stunde an. So weihte Christus, als Er aus dem Grab auferstand, als Hebeopfer und unter dem Volk, unter seinen Jüngern umherging als Webeopfer, die ganze Ernte. Alle gerechten Toten waren dem Wesen nach in Ihm erstanden; alle erwählten Glieder seines Leibes hatten eine Auferstehung, da ihr Haupt als „wahrhaftig auferstanden“ erschien; und darüber hinaus waren sie alle Gott dadurch gewidmet und geweiht, daß Er als Erstlingsfrucht dem Höchsten geweiht war. Triumphiert, ihr Kinder Gottes, triumphiert darüber! Ihr seid heute in Christus auferstanden. Wir sehen die Heiligen nicht als schon zum Himmel gefahren; wir sehen ihre Gebeine verdorrt auf dem Feld, und wir fragen: „Können diese verdorrten Gebeine wieder lebendig werden?“ Aber wir sehen Jesus, der ein wenig niedriger als die Engel gemacht wurde, um den Tod zu erleiden, und wir wissen, daß Er auferstanden ist und zur Rechten des Vaters sitzt, und durch den Glauben fühlen wir, daß Er uns als unser Bundeshaupt mit sich auferweckt hat und uns in das himmlische Wesen versetzte in Ihm selber, denn Er ist das Haupt der Gemeinde über alles, die sein Leib ist, nämlich die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt. Zweifle niemals, Gläubiger, an deiner Auferstehung, da der zweite Adam aus den Fesseln des Grabes gelöst wurde.
III.
Und nun wollen wir enden, indem wir noch den Einfluß betrachten, den die ganze Lehre von der Auferstehung und der Verbindung Christi damit auf unsern eigenen Geist hat.
Zuerst, laßt uns auf die Heiligkeit unseres Leibes achten. „Wißt ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist?“ „Wenn jemand den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben.“ Wir glauben nicht an geweihte Kirchen; wir halten es für ganz und gar abgeschmackt, von heiligen Ziegelsteinen und Mörtel zu reden; aber wir wissen durch die Autorität der Schrift, daß der Leib heilig ist - daß der Leib der Heiligen ebenso wirklich heilig ist, wie Menschen vorgeben, daß ihre Kirchen und Tempel es sind. Nun, Brüder, wenn unsere Augen auf Eitelkeit blicken, so haben wir die Fenster des Hauses Gottes beschmutzt; wenn unsere Zungen das sprechen, was übel ist, haben wir nicht die Pforten des Tempels Gottes entweiht? Laßt uns zusehen, daß unsere Füße uns nirgendwo hintragen, wo unser Herr nicht mit uns hingehen kann, damit nicht die Säulen unseres Hauses unser Verderben werden, wie die Säulen des alten Philistertempels. Laßt uns darauf achten, daß unsere Hände nach nichts ausgestreckt werden als nach dem, was rein und lieblich ist, damit wir nicht wie Belsazar die Gefäße des Tempels des Herrn entweihen. Die, die den Leib verzärteln, die auf seinen Schmuck sehen, die, die auf leibliche Gesundheit mehr achten als auf sittliche Reinheit, vergessen den höheren Zweck ihres Wesens; denn was ist im Grunde die Schönheit? Was ist die Lieblichkeit, die menschliche Kunst geben kann? Seht ihr jenen Schädel? „Geh hin, bringe den in die Kammer der Dame, und sage ihr, wenn sie sich auch einen Zoll dick schminkt, so muß sie doch zuletzt diese Farbe erhalten.“ Und sagt allen, die so viel von Lieblichkeit und Schönheit halten - jene Totenbräune, die Würmer und Erde über euch bringen werden, ist die natürliche Farbe des Menschen, und so müssen selbst die Blondesten zuletzt bronziert werden. Aber es ist noch eine andere Weise, auf eure Farbe zu achten: Seht darauf, daß eure Wange niemals vor Scham rot zu werden braucht, und daß eure Hände niemals schwarz von bösen Taten sind, und daß euer Fleisch niemals durch Wollust oder durch Berührung mit dem Bösen befleckt wird. „Wollt ihr die Glieder Christi nehmen und Hurenglieder daraus machen?“ sagt der Apostel Paulus, als er den Menschen darauf zu sehen befiehlt, daß ihre Leiber rein und keusch sind. Wißt ihr nicht, daß sogar euer Fleisch, wenn ihr Christen seid, mit Christi Blut erkauft ist, und daß auch euer Staub wert vor seinen Augen gehalten ist.
Laßt uns die Dinge in diesem Licht anblicken und so durch den Heiligen Geist der Sünde entfliehen. Was! sollen diese Augen, die eines Tages „den König in seiner Schönheit“ sehen werden, sich an Eitelkeit ergötzen? Sollen diese Lippen, die zu melodischen Liedern, „von flammenden Zungen da droben gesungen,“ gestimmt werden sollen, von dem reden, was leicht und leichtfertig ist und nicht der Erbauung dient? Was! sollen diese Finger, die die goldenen Harfen berühren sollen, sich hergeben, „allerlei Unreinheit und Geiz“ zu treiben? Nein, da wir Gefährten der Engel sein sollen und herrlicher als sie, und da diese Leiber dem Leibe Christi ähnlich gemacht werden sollen, so laßt uns sie rein halten, gewaschen mit reinem Wasser durch seinen Geist, erneuert und bewahrt, damit wir uns nicht in Sünde verirren.
Aber es entsteht hier noch ein anderer Gedanke. Sind wir unter denen, für die Christus so als der Erstling stand? Denn Christus soll erst auferstehen als der Erstling, „danach die, die Christus angehören, wenn Er kommen wird.“ Wann erstehen dann aber die Gottlosen?
Es gibt zwei Auferstehungen; und „selig ist der und heilig, der teil hat an der ersten Auferstehung, über ihn hat der andere Tod keine Macht.“ Wenn der Herr vom Himmel kommen wird mit der Posaune des Erzengels und der Stimme Gottes, dann sollen die Toten in Christus plötzlich von ihrem Schlaf erwachen und Gott dargebracht werden als die große Ernte, das große Pfingsten, von dem Christi Auferstehung die Erstlingsfrucht war.
Was soll denn aus den Gottlosen werden? Sie sollen fortfahren, in ihren Gräbern zu faulen; der Wurm soll sich von ihnen nähren; sie sollen Asche unter den Füßen der Heiligen sein; und während die Gerechten auf dieser Erde einhergehen und auf dem Schauplatz ihres Kampfes tausend Jahre des Triumphes genießen; während Christi Füße zu der Zeit auf dem Ölberg stehen werden, während sein Volk sich um Ihn her beugen und mit Ihm triumphierend über die Kreatur herrschen wird, die einst der Eitelkeit unterworfen war, sollen unter ihren Füßen die toten Leiber ihrer gottlosen Verfolger sein, und tief unten in ihren Gräbern sollen jene schändlichen Könige und Fürsten und die sorglosen Massen und Völker faulen, die Jahwe nicht kannten und seinem Sohn nicht gehorsam sein wollten. Sie sprachen: „Laßt uns seine Fesseln zerreißen und seine Seile von uns werfen.“ Und wo sind sie nun? „Der Tod nagt an ihnen, aber die Frommen werden bald über sie herrschen, und ihr Trotz muß vergehen, in der Hölle müssen sie bleiben.“ Aber was dann? Wenn der Glanz des tausendjährigen Reiches vorüber ist, dann kommt das Ende. Der König wird sich auf den Richterstuhl setzen. Er, der kam, um mit seinem Volk zu herrschen, wird plötzlich, auf seinem Thron sitzend, seinem Engel befehlen, das letzte Gericht zu verkünden. Dann sollen gegen ihren Willen die in der Hölle gequälten Seelen vom Thopheth zurückkommen, um mit ihren ebenso schuldigen Leibern wieder vereinigt zu werden, und der, der Leib und Seele in der Hölle verderben kann, wird sprechen: „Sammelt sie in Bündel, damit man sie verbrennt.“ Er wird ihr Urteil fällen: „Geht von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engeln vorbereitet ist.“ O, daß ihr und ich unter der Ernte sein möchten und nicht unter der Weinlese. In der Offenbarung werden zwei Einsammlungen genannt, wie ihr euch erinnert. Die Ernte ist das Einsammeln der Gerechten; sie werden sorgfältig in Gottes Scheuer gebracht. Die Weinlese ist das Einsammeln der Gottlosen; sie werden in die Kelter des Zorns des allmächtigen Gottes geworfen, und sie werden gekeltert, „bis das Blut von der Kelter bis an die Zäume der Pferde ging.“
Aber wie soll ich wissen, ob ich zu dem Teil gehöre, dessen Erstlingsfrucht Christus ist? Nun, so: Wenn Christus für mich auferstand und ich in Ihm auferstand, so starb ich in Ihm. Seele, glaubst du, daß Christus für dich starb? Hast du Anteil an seinen Leiden? Setzt du deine Hoffnung auf seine Todesschmerzen? Verläßt du dich auf sein Kreuz? Wenn ja, so ist Er, der für dich starb, auch für dich auferstanden, und du bist ein Teil jenes heiligen Teiges, dessen heiliger Anbruch Christus war. Bist du selber mit Christus gestorben? Bist du tot für die Welt? Haßt du die Dinge, die du einst liebtest? Bist du von deinen alten Vergnügungen entwöhnt? Suchst du nach etwas Höherem und Besserem? Ah! dann, wenn du mit Ihm gestorben bist, so bist du mit Ihm auferstanden. Sage jetzt, wünschst du, eins mit Christus zu sein? Denn wenn du eins mit Ihm im Herzen bist, so sollst du eins mit Ihm sein in all seinen Siegeszeichen und seiner Herrlichkeit. Sagst du: „Nein, ich kümmere mich nicht um Christus“? Seele! Seele! Wenn du in dieser Gesinnung stirbst, so wirst du keinen Teil an der ersten Auferstehung haben; sondern wenn die Gottlosen auferstehen, dann sollst du aufwachen „zur ewigen Schmach und Schande.“
Aber wenn du in deinem Herzen heute morgen sagst: „Ich glaube, daß Jesus Christus nach der Schrift von den Toten auferstanden ist, und ich setze mein einziges und alleiniges Vertrauen auf Ihn; Er ist mein ganzes Heil und mein ganzes Verlangen,“ so gehe deines Weges; du sollst „auferstehen an deinem Teil am Ende der Tage;“ du sollst deinen Teil unter denen haben, die geheiligt sind; du sollst dich mit Ihm zusammen freuen und an seinem Hochzeitsmahl auf ewig niedersitzen. Gott gebe seinen Segen dazu, um Jesu willen. Amen.
(Quelle: http://www.glaubensstimme.de/
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